Auf dem Zürcher Hunziker-Areal schuf die «Baugenossenschaft mehr als wohnen» ein Innovationslabor für den gemeinnützigen Wohnungsbau. Mitfinanziert wurde es u.a. von der Migros Bank – kein Zufall angesichts gemeinsamer genossenschaftlicher Werte.
Die Zeiten sind vorbei, in denen die Zürcher Hagenholzstrasse primär mit der gleichnamigen Kehrichtverbrennungsanlage verbunden wurde. Stattdessen hat sich das einstige Industriequartier in eine gesuchte Wohnadresse verwandelt. Ausgangspunkt für diese Entwicklung war das 100-Jahr-Jubiläum des Zürcher Genossenschaftswohnungsbaus im Jahr 2007. Damals wurde die Baugenossenschaft mehr als wohnen gegründet, um auf dem Areal der ehemaligen Betonwarenfabrik Hunziker ein «Innovationslabor» für den gemeinnützigen Wohnungsbau zu realisieren.
«Mittlerweile sind unsere Wohnungen voll vermietet, und wir zählen auf dem Hunziker-Areal rund 1200 Bewohnerinnen und Bewohner», erklärt Andreas Hofer von der Geschäftsleitung der Baugenossenschaft mehr als wohnen. Diese wurde im März 2017 mit dem World Habitat Award als global herausragendes Wohnprojekt ausgezeichnet.
Die Migros Bank hat die Überbauung im Rahmen eines Konsortialkredits mitfinanziert.
«Den Ausschlag für die Migros Bank gab zum einen, dass sie als genossenschaftlich geprägtes Finanzinstitut dieselben Werte wie die Wohnbaugenossenschaften teilt», so Hofer. «Zum anderen liegt die Stärke der Migros Bank darin, dass sie auch für unkonventionelle Ideen offen ist – wie unser Bauprojekt auf dem Hunziker-Areal.»
Bei solchen Finanzierungen seien die flachen Unternehmensstrukturen von Vorteil, erklärt Christian Wittwer, Firmenkundenberater bei der Migros Bank Region Zürich. «Dadurch haben wir kurze Entscheidungswege und können rasch und unkompliziert auf Kundenwünsche eingehen – auch wenn diese etwas ungewöhnlich erscheinen mögen», so Wittwer.
Unter Mithilfe der Migros Bank ist ein Projekt entstanden, das neue Massstäbe für den genossenschaftlichen Wohnungsbau setzt.
«Traditionellerweise haben die Genossenschaften günstige Familienwohnungen gebaut. Unsere älter werdende Gesellschaft mit einem wachsenden Anteil von Single-Haushalten verlangt nun aber von den Genossenschaften differenziertere Angebote», erläutert Hofer. Auf dem Hunziker-Areal ergänzen deshalb kleinere Wohnungen und gemeinschaftliche Wohnformen – von der WG bis zum betreuten Wohnangebot für behinderte und betagte Menschen – die Familienwohnungen mit drei bis fünf Zimmern.
Eine Besonderheit sind die Satellitenwohnungen: Sie bestehen aus Einheiten mit ein bis zwei Zimmern und einer Nasszelle, die sich um einen Gemeinschaftsraum gruppieren. Sie widerspiegeln die Ziele der Siedlung, gelebte Nachbarschaft und gemeinschaftliches Handeln zu fördern. Das gelingt im Rahmen eines sozial gut durchmischten Mietermixes, der von der Baugenossenschaft aktiv gefördert wird. Zu den Grundsätzen gehört auch die Nachhaltigkeit, sprich die Umsetzung der 2000-Watt-Gesellschaft.
Das innovative Wohnkonzept bleibt preislich erschwinglich.
Ein Fünftel der Wohnungen ist subventioniert, und auch die übrigen sind für Zürcher Verhältnisse günstig. So kostet eine 4½-Zimmer-Wohnung in der Regel weniger als 2000 Franken Monatsmiete. «Wir waren überzeugt von der Fähigkeit der Baugenossenschaft, eine innovative Siedlung mit hoher Wohnqualität zu erstellen und gleichzeitig die Kosten im Griff zu behalten – und das bei 13 verschiedenen Gebäuden mit rund 150 unterschiedlichen Wohnungstypen», kommentiert Wittwer.
Möglich wurde dies u.a. durch eine sehr enge Kostenkontrolle bei der Wettbewerbsausschreibung und bei der nachfolgenden Umsetzung durch einen Totalunternehmer. «Dieses Know-how wollen wir mit anderen Wohnbaugenossenschaften teilen», so Hofer.
Es besteht grosser Bedarf: Viele Genossenschaften stecken in einer Erneuerungsphase. Die Migros Bank steht hier als Bankpartnerin zur Seite.
Die Migros Bank sieht dabei erhebliches Potenzial im zeitgemässen genossenschaftlichen Wohnungsbau und unterstützt daher auch als Gönnerin den Verband Wohnbaugenossenschaften Schweiz (WBG). «Für Wohnungen mit fairem Preis-Leistungs-Angebot wird es immer einen Markt geben – selbst wenn sich die Situation im Immobiliensektor dereinst abkühlen sollte», erklärt Hofer.