Die US-Notenbank Fed senkte am 18. Dezember zum dritten Mal in Folge den Leitzins auf die Spanne von neu 4,25-4,50 Prozent. Die Lockerung um 25 Basispunkte wurde im Vorfeld mehrheitlich erwartet. Spannender als der Entscheid waren denn auch die damit verbundene Symbolik und Jerome Powells Hinweise auf den künftigen Fed-Kurs. Denn es war der letzte Fed-Zinsentscheid vor dem Amtsantritt des neuen US-Präsidenten Donald Trump.
Am 20. Januar 2025 wird Donald Trump als 47. US-Präsident vereidigt, und die neue Regierung nimmt ihre Arbeit auf. Der zweiten Amtszeit des alten und neuen Präsidenten dürfte auch Jerome Powell mit zumindest gemischten Gefühlen entgegensehen. Zwar wurde der Fed-Chef von Trump in dessen ersten Amtszeit als oberster Währungshüter nominiert. Gleichzeitig deutete Trump in den letzten Monaten immer wieder an, dass für ihn die verfassungsmässig garantierte Unabhängigkeit der Fed allenfalls nicht ganz so sakrosankt sei, wie dies eigentlich der Fall sein sollte.
Unter Trump wird der Handlungsspielraum kleiner
Man mag dies als Trump-typische Grenzauslotung abtun, die letztendlich nur zu einem weiteren Sturm im Wasserglas verkommt. Die Lust zur Provokation gehört schliesslich ebenso zum altbekannten Politstil des Republikaners wie die zu lange gebundene Krawatte. Tatsache ist aber auch, dass zu Trump eine nicht zu unterschätzende Portion erratischen Verhaltens dazugehört und sein angekündigtes Regierungsprogramm – von massiven Importzöllen über restriktive Remigration bis hin zu umfassende Steuersenkungen – den Handlungsspielraum der Fed relativ bald und relativ deutlich einengen könnte.
Vor allem die weiterhin noch nicht wunschgemäss zurückgedrängte und zuletzt wieder anziehende Inflation könnte durch Trumps Politik zusätzlich entfacht werden und das weitere Zinssenkungspotenzial der Fed arg limitieren. Die Mitglieder des Offenmarkt-Ausschusses (FOMC) nutzten mit der Zinssenkung vom 18. Dezember 2024 somit auch ein noch geöffnetes Fenster, das sich zu schliessen droht. Sie gewichteten damit den Auftrag zur Wahrung der Preisstabilität wieder etwas höher als die andere Komponente ihres Doppelmandats: nämlich, dass sich die Geldpolitik immer auch an einer maximalmöglichen Beschäftigung auszurichten hat.
Eine Demonstration der Unabhängigkeit
Und wie hinsichtlich des Preisauftriebs von zuletzt 2,7 Prozent bestand auch bezüglich der Beschäftigungslage eigentlich kein unmittelbarer Handlungsbedarf. Zwar hat der Stellenaufbau der amerikanischen Unternehmen etwas an Dynamik eingebüsst, aber gleichzeitig bewegen sich die Entlassungen nach wie vor auf sehr tiefem Niveau. Vor diesem Hintergrund ist durchaus ein sich im Gleichgewicht befindender Arbeitsmarkt zu konstatieren, der ein Drehen der Zinsschraube nicht unbedingt nötig gemacht hätte.
Eine stabile Beschäftigungslage bei einer überschiessenden Inflation und brummender Wirtschaft: Dass sich die Fed trotz dieser Ausgangslage dennoch für eine weitere Zinssenkung entschied, kann durchaus als Unabhängigkeitsdemonstration in Richtung Weisses Haus verstanden werden. Doch auch wenn dessen neuer Bewohner sich nicht direkt in die Geldpolitik einmischen wird, kann sich auch die mächtige Notenbank den indirekten Auswirkungen von Trumps Politik nicht entziehen. Insofern ist es folgerichtig, dass das FOMC neu von einem etwas zurückhaltenderen Zinsabsenkungspfad ausgehen. Statt zwischen 3,25 und 3,5 Prozent liegt das erwartete Leitzinsniveau der Ausschussmitglieder neu in der Spanne von 3,75 bis 4,00 Prozent per Ende 2025.
Die US-Wirtschaft bleibt auf Kurs
Wir halten diese erhöhte Vorsicht für angezeigt. Denn auch wenn noch keine Details zu Trumps Regierungsprogramm bekannt sind, deuten die abgesteckten Eckpunkte zumindest in der kurzen Sicht auf eine tendenziell konjunkturstimulierende und inflationstreibende Wirkung hin. Dass unter diesen Voraussetzungen bei der geldpolitischen Lockerung auf die Bremse getreten wird, erachten wir als angebracht. Wir halten unsere Prognose daher aufrecht, dass der US-Leitzins in einem Jahr bei 3,5-3,75 Prozent liegen wird, und gehen weiter davon aus, dass der amerikanischen Wirtschaft im nächsten Jahr trotz dieses Zinsniveaus eine Wachstumsbeschleunigung auf rund 2,7 Prozent gelingen wird.
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