Dow Jones, Nasdaq Composite, Dax oder SPI – fast jeder kennt die grossen Aktienindizes. Doch nicht jeder Aktienindex bildet dasselbe Marktbild ab. Was gilt es zu beachten?
Weltweit werden an den Börsen Tausende von Wertpapieren gehandelt, seien es Aktien, Obligationen, Optionen oder andere Anlagevehikel wie Exchange Traded Funds (ETF) oder Rohstoffe. Anleger fällt es indes oft schwer, einzelne Wertpapiere zu vergleichen. Hier kommen Indizes ins Spiel. Aktienindizes wie der Swiss Performance Index (SPI), Deutscher Aktienindex (Dax), Dow Jones Industrial, Nasdaq Composite oder Nikkei-225 beispielsweise sind fast jedem Wirtschaftsinteressierten bekannt, zumal diese Indizes täglich in den Medien stehen – und bei heftigen Kursbewegungen wie jüngst auch für fette Schlagzeilen sorgen.
Für fast jedes Aktiensegment gibt es jedoch unterschiedliche Indizes. Der Indexdschungel ist für Privatinvestoren teilweise fast so unübersichtlich wie das Aktienuniversum selbst. Erschwerend kommt hinzu: Index ist nicht gleich Index. Warum aber braucht es Aktienindizes überhaupt? Was unterscheidet beispielsweise einen Preisindex von einem Performance-Index? Wie werden Aktien in Indizes gewichtet? Nachfolgend geben wir Ihnen eine kleine Einführung in die Welt der Indizes.
Gleich und doch verschieden
In erster Linie ist ein Aktienindex ein Aktienkorb, der die Kursentwicklung unterschiedlicher Aktien zu einem Wert zusammenfasst. Die Anzahl Aktien variiert teilweise sehr stark. Während der Swiss Market Index (SMI) nur 20 Titel umfasst, sind es im breiter gefassten SPI 215 Aktien (März 2020). Der Stand des Aktienindex wird jeweils in Punkten angegeben. Dabei hat jeder Index einen Basiswert, der fortlaufend weiterberechnet wird. So wurde beispielsweise der SPI am 1. Juni 1987 mit einem Basiswert von 1000 Punkten eingeführt.
Indizes können sich auch sehr unterschiedlich zusammensetzen. So werden Unternehmen und ihre Aktien – basierend auf Merkmalen wie der Grösse des Unternehmens, Länder-, Regionen-, Sektor- oder Branchenzugehörigkeit in entsprechende Indizes eingeteilt. Ein Aktienindex kann somit den Gesamtmarkt oder ein bestimmtes Marktsegment, aber auch eine Anlagestrategie repräsentieren. Einzelaktien wiederum können in mehreren, unterschiedlichen Indizes enthalten sein. Aktienindizes werden überdies im Zuge einer Indexüberprüfung regelmässig angepasst. Das kann halbjährlich oder jährlich erfolgen. Erfüllt ein Unternehmen bzw. dessen Aktie die Aufnahmekriterien nicht mehr, fällt dieser Titel zugunsten einer anderen, nachrückenden Aktie aus dem Index.
Leistungsmassstab und Stimmungsbarometer zugleich
Aktienindizes dienen vor allem als Benchmark bzw. Referenzwert für den Leistungsvergleich. Das heisst, ein Aktienindex erleichtert es Investoren, die Performance einer Aktie zu vergleichen. Um herauszufinden, ob eine Aktie den Markt übertroffen oder sich im Branchenvergleich unterdurchschnittlich entwickelt hat, vergleicht man einfach die Kursentwicklung des entsprechenden Index und der Aktie. Referenzwerte sind besonders wichtig für Fondsmanager. Denn ein Benchmark ist die Messlatte bzw. der Vergleichsindex, an dem sich die Performance des Fonds und somit auch die Leistung des Fondsmanagers misst.
Ausgehend vom Index kann ein Fondsmanager auch Anlageentscheide treffen und die Anlagegelder teilweise so investieren, dass er gewisse Sektoren im Vergleich zum Index über- oder untergewichtet. Ist er beispielsweise besonders zuversichtlich für Technologieaktien erhöht er deren Anteil im Fonds und fährt im Gegenzug sein Engagement in einem anderen Marktsegment zurück, da er dort die weiteren Kursperspektiven skeptischer beurteilt.
Aktienindizes helfen auch, die Anlegerstimmung einzuschätzen – nicht nur für den Gesamtmarkt, sondern auch auf Länder- oder Branchenebene. Aus diesem Grund lohnt sich stets auch der Blick auf Sektorenindizes. Denn es kann durchaus sein, dass die Schweizer Börse an einem Handelstag im Minus schliesst, aber gewisse Titel einer spezifischen Branche trotzdem gefragt waren und entsprechend zugelegt haben. Auch kann ein Referenzindex wie der SPI an einem Handelstag steigen, aber diese Aufwärtsbewegung war nur von einem einzelnen Segment wie Pharmaaktien getragen. Die Pharma-Branche hat im SPI ein Gewicht von 31 Prozent (Stand 12. März 2020). So tragen Indizes verschiedener Art dazu bei, Markttrends einfacher zu erkennen, sei das im Tagesvergleich oder über einen längeren Zeitraum hinweg.
Ein kleiner, aber wichtiger Unterschied
Grundsätzlich werden Aktienindizes in zwei Kategorien unterteilt: in Performance- und Preisindizes. Andere Fachbegriffe dafür sind Total-Return-Index (Performance) respektive Kursindex (Preis). Bei Performance-Indizes werden Barauszahlungen wie Dividenden, welche die im Index enthaltenen Unternehmen an Aktionäre ausschütten, berücksichtigt und reinvestiert. Ein Performance-Index wie der SPI büsst daher nach einer Dividendenzahlung nicht an Wert ein. Ein Preisindex dagegen berücksichtigt nur die Kursveränderungen des Wertpapiers, aber keine Barauszahlungen wie Dividendenzahlungen. Wenn beispielsweise ein Index-Schwergewicht eine Dividende auszahlt und die Aktie ex Dividende gehandelt wird, kann dies möglicherweise einen Preisindex ins Minus ziehen.
Während die meisten US-Aktienindizes wie der S&P-500 als Preisindex berechnet werden, sind viele grosse europäische Aktienbarometer Performance-Indizes, etwa der SPI oder der Dax. Dies sollten Anleger berücksichtigen, wenn sie länderübergreifend unterschiedliche Aktienindizes vergleichen. Für etliche Aktienindizes werden allerdings beide Varianten berechnet. Aufgrund der Wiederanlage der Dividenden und des damit verbundenen Zinseszinseffekts wird ein Performance-Index aber immer einen höheren Wert aufweisen als ein Preisindex. Beide Indexarten haben ihre Vor- und Nachtteile. Da ein Performance-Index aber Kapitalausschüttungen berücksichtigt, vermag er ein genaueres Bild zu vermitteln, wenn die Erträge eines Portfolios, die sich aus Kapitalgewinnen und Barauszahlungen zusammensetzen, mit dem Index verglichen werden.
Der Effekt der Reinvestition von Dividendenzahlungen
Wie werden Indexkomponenten gewichtet?
Wichtig ist überdies, wie stark und nach welcher Methode die einzelnen Aktien im Index gewichtet sind. Oder anders ausgedrückt, welchen Anteil ein Indexmitglied am Index hat und wie der Index berechnet wird. Unterschieden wird hierbei in preisgewichtete, marktkapitalisierungsgewichtete und gleichgewichtete Indizes.
In einem preisgewichteten Index wird jede Indexkomponente entsprechend ihrem aktuellen Aktienkurs gewichtet. Angenommen, ein Index setzt sich aus drei Aktien mit Aktienkursen von 50 Franken, 30 Franken und 20 Franken zusammen, würde der 50-Franken-Titel beispielsweise 50 Prozent des Index ausmachen, unabhängig von der relativen Grösse der börsennotierten Gesellschaft. Unternehmen mit einem hohen Aktienkurs haben in einem preisgewichteten Index also ein grösseres Gewicht als solche mit einem niedrigen.
Daher haben die Preisbewegungen von Unternehmen mit dem höchsten Aktienkurs auch den grössten Einfluss auf den Index. Selbst eine geringe Preisschwankung in einer höherpreisigen Aktie kann den Wert des Indexes erheblich beeinflussen. Aus diesem Grund werden preisgewichtete Indizes oft kritisiert, da nur der Preis jeder Indexkomponente als treibende Kraft für den Indexwert betrachtet wird. Die wohl bekanntesten Beispiele für preisgewichtete Indizes sind der Dow Jones Industrial und der Nikkei-225-Index.
Ein marktkapitalisierungsgewichteter Index verleiht dagegen Unternehmen mit höherer Marktkapitalisierung mehr Gewicht. In den USA beispielsweise sind der S&P-500 und der Nasdaq Composite marktkapitalisierungsgewichtet. Die Marktkapitalisierung eines börsenkotierten Unternehmens erhält man, indem die Anzahl ausstehender Aktien mit dem Aktienkurs multipliziert wird. Um die Gewichtung zu erhalten, wird die Börsenkapitalisierung ins Verhältnis zur gesamten Marktkapitalisierung aller Indexmitglieder gesetzt. Weltkonzerne wie Amazon, Apple, Alphabet (Google) und Microsoft haben daher eine viel höhere Gewichtung im S&P-500-Index als die kleineren Unternehmen. Marktkapitalisierungsgewichtete Indizes haben sich weltweit mehr oder weniger als Standard durchgesetzt. Besonders ausgeprägt ist die Dominanz grosskapitalisierter Unternehmen in der Schweiz, wo die Schwergewichte Nestlé, Novartis und Roche rund 53% Prozent des SPI ausmachen. In den USA ist diese Konzentration weit weniger ausgeprägt. Die Werte mit der grössten Kapitalisierung (Microsoft, Apple und Amazon) machen im S&P-500 lediglich 14 Prozent aus.
Gleichgewichtige Indizes wiederum weisen einfach jeder Aktie die gleiche Gewichtung zu, unabhängig von Preis, Marktkapitalisierung oder einem anderen Faktor. Wenn ein gleichgewichtiger Index beispielsweise 10 Wertpapiere umfasst, dann basiert sein Wert auf der 1/10-Performance jeder der zehn Indexkomponenten. Diese Indexform ist jedoch vergleichsweise wenig verbreitet.
Guten Tag Herr Thomas Pentsy
Habe den Bericht gelesen und wie Sie das einfach und gut beschrieben haben finde ich echt gut, Kompliment!! So macht es Spass beim lesen.
Leider habe ich schon selber erlebt, wie mich ein Berater mit unterschiedlichen aber gleichbedeutenden Fachbegriffen vollgeschwatzt hat uns sicher so selber profilieren wollte.
Vielleicht könnte man gelegentlich anhand einer Zeitung z.B. NZZ oder sonst einem Börsenblatt die verschiedenen Punkte noch visualisieren. Auch bei der Migros Bank gibt es viele Berichte und Charts etc. die nicht immer selbsterklärend sind.
Herzlichen Dank ich freue mich jetzt schon auf den nächsten Bericht von Ihnen.
Markus Bader