Wie Corona den Goldmarkt beeinflusst

Gold gilt als sichere Investition in Krisenzeiten. Doch die Pandemie hat auch beim Goldmarkt einiges durcheinandergewirbelt. So kam es beispielsweise bei Goldbarren zu Engpässen, weil die Tessiner Raffinerien ihren Betrieb vorübergehend einstellen mussten. Zudem erfuhr der Goldpreis zwischenzeitlich eine Schwächephase, da Goldpositionen verkauft wurden, um Verluste aus anderen Anlagen zu decken. Die Folge: schwankende Kurse und hohe Aufgelder.

Gold gilt üblicherweise als «Krisenwährung» und dient als solche zur Absicherung gegen hohe Marktvolatilität, politische Instabilität, Inflation, Währungsabwertungen oder Wirtschafts- und Finanzmarktkrisen. Darum wird Anlegerinnen und Anlegern empfohlen, ihrem Anlagedepot einen Goldanteil von rund drei bis fünf Prozent beizumischen. Gold ist aber keine gänzlich risikofreie Anlage. Wie eine kurze Schwächephase im März 2020 zeigt, kann auch der Goldkurs erheblich schwanken. Dies ist teilweise damit zu erklären, dass vermehrt Goldpositionen verkauft wurden, um Verluste in anderen Anlageklassen zu decken. Ein ähnliches Muster war bereits im Herbst 2008 im Umfeld der Finanzkrise zu beobachten.

Betrachtet man zudem die langfristige Entwicklung des Goldpreises, fällt auf, dass dieser im Jahr 2011 schon einmal ähnlich hoch war (siehe Grafik). Damals kam der Preis für eine Unze des Edelmetalls kurzzeitig sogar auf die Marke von 1900 Dollar. Investorinnen und Investoren, die also 2011 oder 2012 eingestiegen sind, wissen, wie wichtig ein langfristiger Anlagehorizont sein kann.

Historische Entwicklung des Goldpreises

Erhöhte Nachfrage: Lieferengpässe und höhere Aufgelder

Privatanleger schreckt das aber aktuell nicht ab, sie kaufen weiter. In den vergangenen Wochen ist vor allem die Nachfrage nach physischem Gold von Kleinanlegern sprunghaft angestiegen, die vom Sturz der Aktienkurse und von Rezessionsängsten aufgeschreckt wurden. Dass die Händler ihre Nachfrage zeitweise nur schwer bedienen konnten, hatte vor allem mit den Massnahmen zur Corona-Bekämpfung zu tun. Schliesslich befinden sich vier der weltweit grössten Goldraffinerien in der Schweiz, drei davon im Tessin. Sie alle waren vom Lockdown betroffen und mussten Lieferengpässe einräumen. In der Folge waren zahlreiche Goldhändler vorübergehend ausverkauft und verkündeten Wartezeiten von mehreren Tagen.

Zudem sind die Aufgelder für Barren und Münzen, also der Aufpreis für physisches Edelmetall gegenüber dem Weltmarktpreis, deutlich angestiegen. Solange die Lieferketten unterbrochen bzw. gestört sind, können sich die Aufpreise, ebenso wie die Lieferfristen, noch verschärfen. Ein gewisses Aufgeld für die Barrenproduktion in Form eines Barrenaufschlags ist zwar normal. Doch in Krisenzeiten wie jetzt fällt es besonders hoch aus. Auch bei Münzen sind in solchen Phasen erhöhte Aufgelder zu beachten: Es kann sein, dass für eine Krügerrand-Münze ein Aufgeld von bis zu 20 Prozent in Form eines Prägekostenzuschlags zu zahlen ist.

Aufgeld: Je kleiner das Stück, desto höher die Kosten

Möglichst viel Gold für sein Geld erhält, wer anstelle vieler kleiner Barren ein einzelnes grösseres Stück kauft. Je schwerer nämlich der Barren ist, desto kleiner fällt die Spanne zwischen Kauf- und Verkaufspreis aus. So beträgt z.B. die aktuelle Differenz bei einem Kilobarren unter 1 Prozent, bei einer Einheit von 100 Gramm knapp 1,5 Prozent und bei einer Unze (31,103 Gramm) bereits rund 4 Prozent. Zudem wird das Investment durch den erwähnten Barrenaufschlag bzw. Prägekostenzuschlag geschmälert, der zusätzlich zum Goldpreis zu bezahlen ist.

Vergleichsweise gering ist der Prägekostenzuschlag bei sogenannten Bullion-Coins. Das sind Münzen, die primär zu Anlagezwecken in grossen Stückzahlen geprägt werden. Dazu zählen u.a. der südafrikanische Krügerrand, der Wiener Philharmoniker, der kanadische Maple Leaf, das Australian Nugget sowie die US-Münzen American Eagle und American Buffalo. Das Schweizer Goldvreneli gehört allerdings nicht zur den Bullion-Coins, sondern zu den Umlaufgoldmünzen, also zu jenen Münzen, die früher einmal als Bargeld dienten. Ihr Wert enthält neben Goldpreis und Prägekostenaufschlag zusätzlich noch einen Sammler- und Liebhaberpreis. Für jene, die sich also auf die Entwicklung des Goldpreises fokussieren, ist die populäre Schweizer Münze nicht die erste Wahl.

Aufbewahrung: Gold in Tresorfach oder Sammelverwahrung

Der Kauf von Gold in Form von Münzen oder Barren ist bei der Migros Bank am Schalter oder über den Kundenberater möglich (d.h. Interbankenpreis inkl. dem Barrenaufschlag bzw. Prägekostenzuschlag und Kommission). In beiden Fällen sollte man sich Gedanken über die sichere und geeignete Aufbewahrung machen. Am günstigsten ist ein bereits vorhandenes Tresorfach. Hat man dies nicht, kommt die sogenannte Sammelverwahrung mittels Depot oftmals günstiger als das Mieten eines Tresorfachs eigens für das Gold. Bei der Sammelverwahrung wird das Gold gegen eine einmalige Kommission von 0,3 Prozent bzw. eine Mindestgebühr von 10 Franken im Wertschriftendepot eingebucht. Dort sind die Barren und Münzen künftig mit den jeweils aktuellen Kursen aufgeführt. Wie bei den übrigen Depotpositionen fallen auch auf dem Goldbestand jährliche Depotgebühren von 0,23 Prozent an. Entschliesst sich der Kunde für eine Auslieferung des Goldes aus dem Depot, fallen Kosten für die physische Auslieferung von Edelmetall an.

Günstige Alternative: Metallkonto für Barrengold

Ein Metallkonto für Barrengold ist eine günstige Alternative zum physischen Goldkauf. Zwar wird auch beim Metallkonto für die Einlieferung eine einmalige Kommission von 0,3 Prozent verrechnet. Dafür sind aber die jährlich wiederkehrenden Kosten tiefer; die Gebühr beim Metallkonto beträgt nur 0,19 Prozent. Zu beachten ist, dass beim Kauf oder Verkauf über das Metallkonto Interbankpreise (ohne Barrenaufschlag) appliziert werden – mit einer zusätzlichen Gebühr von 0,3 Prozent Kommission pro Geschäft, die jeweils im Preis inbegriffen ist. Maximal beträgt die Kommissionsgebühr 250 Franken. Entschliesst sich der Kunde beim Metallkonto für eine physische Auslieferung, fallen Kosten für den Barrenaufschlag an (inkludiert sind Transport/Versicherung).

Alles in allem bleibt das Metallkonto das günstigste Goldinvestment zur Partizipation am Edelmetallkurs (siehe Tabelle). Dennoch ziehen einzelne Kunden die Sammelverwahrung oder ein eigenes Tresorfach vor. Denn: Bei diesen beiden Alternativen befindet sich das Gold in ihrem Eigentum. Anders beim Metallkonto: Dieses verkörpert einen Lieferanspruch gegenüber der Bank.

Börsen-Alternative: Exchange Traded Funds

Einen solchen Lieferanspruch wie beim Metallkonto beinhalten auch die Gold-ETF. Dabei handelt es sich um ein börsengehandeltes Wertpapier (in der Fachsprache Exchange Traded Funds oder kurz ETF genannt), das unter gewissen Bedingungen einen Anspruch auf Auslieferung von Gold verkörpert und das 1:1 dessen Kursentwicklung widerspiegelt. Der Erwerb von Gold über einen ETF ist tendenziell teurer als über ein Metallkonto. So kostet der Kauf via E-Banking eine fixe Courtage (Ticket Fee) von 40 Franken; hinzu kommt jährlich eine Depotgebühr von 0,23 Prozent und die Fondsverwaltungsgebühr (Management Fee) des ETF. Umgekehrt profitiert der Privatanleger beim ETF davon, dass er sein Goldinvestment jederzeit online über die Börse handeln kann und je nach Ausgestaltung des ETF in einer Währung abgesichert ist. Und das zu deutlich engeren Kauf- und Verkaufspreisen als bei Goldbarren (Börsenkurs). Während die Kauf- und Verkaufspreise beim ETF beispielsweise um rund 0,1 bis 0,4 Prozent auseinanderliegen, beträgt die Differenz bei einem Kilobarren knapp 1 Prozent. Bei kleineren Barren kann die Spanne gleich mehrere Prozente ausmachen.

Entschliesst sich ein Kunde beim ETF zur physischen Auslieferung des Goldes, fallen Kosten des Drittanbieters für Barrenaufschlag und Transport/Versicherung an.

Minenaktien verlangen mehr Risikobereitschaft

Neben ETF gibt es an der Börse weitere Investmentmöglichkeiten, nämlich eine Vielzahl von kotierten Gold- und Silberbergbauunternehmen, vor allem an den Börsen von Toronto (Kanada), London (Grossbritannien), Sydney (Australien) und Johannesburg (Südafrika). Im Allgemeinen steigen und fallen Minenaktien schneller als die Edelmetallpreise, und sie sind mit Risiken verbunden, die nicht unmittelbar mit dem Goldpreis zusammenhängen. Das können Umweltskandale, regulatorische Auflagen, Missmanagement oder Betrug sein. Noch eine Stufe spekulativer als die Aktien von etablierten Goldkonzernen sind solche von Gold Juniors – also von jungen Minenunternehmen, die vielfach noch rote Zahlen schreiben. Schlägt das angestrebte Förderprojekt fehl oder verzögert es sich erheblich, droht das investierte Geld verlorenzugehen. Nur im günstigsten Fall, wenn alle Rahmenbedingungen stimmen und auch die Entwicklung des Goldpreises mitspielt, können sich die Gold Juniors für Anlegerinnen und Anleger als Kursraketen erweisen.

Verschiedene Varianten für den Erwerb von Gold

in CHFKauf Barren und Münzen mit Einlagerung in TresorKauf Barren und Münzen mit SammelverwahrungMetallkontoGold-ETF
Beispiel für Kaufsumme5000
10'000
5000
10'000
5000
10'000
5000
10'000
Einbuchung (einmalig) (1)15
30
15
30
Kauf E-Banking (einmalig)40
40
Tresorgebühr p.a. (2)80
80
Depotgebühr p.a. (3)50
50
50
50
Metallkontogebühr p.a. (4)9.5
19
ETF-Mgt.-Fee p.a. (5)11.5
23
Kosten total im 1. Jahr80
80
65
80
24.5
49
101.5
113
Kosten total 5 Jahre400
400
265
280
62.5
125
347.5
405

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