Rasche Straffung der Geldpolitik in den USA

Zinsen

Die langfristigen Zinsen sind im Zuge der Ukraine-Krise weiter gestiegen. Der Inflationsschub zwingt die Notenbanken zum Handeln. Sie werden ihre Leitzinsen schrittweise anheben.

Der Angriff Russlands auf die Ukraine hatte zwischenzeitlich einen kräftigen Rückgang der Franken-Zinsen zur Folge. Kurz darauf setzte jedoch eine ebenso ausgeprägte Gegenbewegung ein, so dass die Zinskurve im Monatsvergleich deutlich steiler geworden ist – der Eintrübung der Konjunkturaussichten zum Trotz.

Grund dafür ist der krisenbedingte Anstieg der Rohstoffpreise. Der Inflationsdruck hat sich dadurch weltweit verstärkt. In der Schweiz dürfte die Inflationsrate 2022 im Jahresschnitt bei 2 bis 2,5 Prozent zu liegen kommen, in der Eurozone sogar bei über 5 Prozent.

Zügige Straffung der Geldpolitik in den USA

Die Marktteilnehmer erwarten, dass die Notenbanken ihre Geldpolitik straffen werden. Besonders gross ist der Handlungsbedarf in den USA, wo die Inflationsrate inzwischen bei knapp 8 Prozent notiert. Entsprechend «hawkish» sind die Signale der US-Notenbank (Fed). Die Fed hat den Straffungszyklus im März eingeleitet und den Leitzins um 25 Basispunkte angehoben. Für das Gesamtjahr 2022 erwarten wir einen Anstieg des US-Leitzinses von rund 2 Prozentpunkten. Einzelne unterjährige Zinsschritte um 0,5 Prozentpunkte sind absehbar.

In der Eurozone hat sich die Erwartungshaltung verstärkt, dass die Europäische Zentralbank (EZB) bald nachziehen wird. Die EUR-Zinsterminkurve impliziert zurzeit einen Anstieg des EZB-Leitzinses bis Ende Jahr um 0,75 Prozentpunkte. Die Negativzinsen könnten in der Eurozone folglich bald Geschichte sein. Die Schweizerische Nationalbank (SNB) erhält dadurch ebenfalls Spielraum für Leitzinserhöhungen.

Die SNB wird der EZB folgen

Wir gehen davon aus, dass die SNB den Leitzins auch anheben wird. Der Straffungszyklus dürfte aber relativ kurz werden. Der SNB-Leitzins wird vermutlich spätestens bei 0,25 Prozent seinen Höhepunkt erreichen. Die Franken-Zinskurve wird in den kommenden zwei Jahren voraussichtlich deutlich flacher: Bei den langfristigen Zinsen dürfte das Aufwärtspotenzial nur noch rund 30 Basispunkte betragen.

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