Ferien: Endlich Zeit, um zu entspannen – und mal wieder ein gutes Buch zu lesen. Auch Sach- und Wissensthemen können eine interessante Ferienlektüre sein. Das Investment Office der Migros Bank stellt Ihnen einige persönliche Lesetipps zum Thema Wirtschaft und Anlegen vor.
Ob am Strand, in den Bergen oder gemütlich zuhause: Ferienzeit ist Lesezeit. Doch für den Lesespass muss es nicht immer ein Roman oder Krimi sein. Zwischendurch darf es gerne ein interessantes Sach- und Wissensbuch sein. Nutzen Sie die Sommerferien, um Ihr Wirtschafts- und Anlagewissen zu erweitern. Das Investment Office der Migros Bank gibt einige persönliche Lesetipps, welche Wirtschafts- und Finanzbücher wir besonders lesenswert, spannend und lehrreich finden. Nutzen Sie bitte auch unsere Kommentarfunktion und teilen Sie uns mit, welche Wirtschaftsbücher Ihnen gut gefallen. Wir bedanken uns schon vorweg für Ihre Leseempfehlungen.
Mastering The Market Cycle, Howard Marks
Wenn Howard Marks spricht, hört Wall Street zu. Der Mitgründer und Co-Chairman der US-Investmentboutique Oaktree Capital ist seit gut fünfzig Jahren im Geschäft. In «Mastering The Market Cycle» vermittelt Marks wertvolle Denkanstösse im Umgang mit Marktzyklen. Womöglich denken Sie: Marktzyklen lassen sich nicht meistern. Ja, der Titel verspricht vielleicht etwas zu viel. Doch der bekannte Value-Investor beschreibt, wie ein weitsichtiger Anleger sein Portfolio über die verschiedenen Zyklen positionieren sollte, um die Erfolgschancen zu verbessern. Es ist kein Buch für treffsichere Aktientipps und schnellen Reichtum. Vielmehr orientiert sich Marks an Bewertungen und der Anlegerpsychologie und leitet daraus eine langfristige Anlagephilosophie ab: Sie hilft, das Risiko zu verringern und die Wahrscheinlichkeit auf Erfolg zu erhöhen. Regelmässig verfasst er auch Memos an Investoren. Sie gehören zu meiner Pflichtlektüre, weil ich aus seinen Markteinschätzungen immer etwas lerne.
(Markus Wattinger, Leiter Investment Office)
Niall Ferguson, Der Aufstieg des Geldes
Wenn man dieses Buch gelesen hat, scheint klar: Die nächste Finanzkrise ist nur eine Frage der Zeit. In seinem abenteuerlichen Ritt von Epoche zu Epoche erläutert der Harvard-Professor Niall Ferguson die Geschichte des Finanzwesens. Der renommierte Wirtschaftshistoriker zeigt auf, wie sehr das Kreditwesen und die Investoren das wirtschaftliche und politische Geschehen bis heute prägen. Ferguson geht dabei zurück bis zu den Ursprüngen des Bankwesens in Italiens Stadtstaaten und illustriert, wie sich die Macht zusehends auf den Finanzsektor verlagerte. Besonders unterhaltsam ist die Darstellung zahlreicher Spekulationsblasen und Kreditkrisen. Ferguson setzt bei seinen Darstellungen bisweilen etwas einseitig Akzente. Auch geht er nicht streng chronologisch vor, was die Reihenfolge der Kapitel etwas sprunghaft wirken lässt. Dies tut dem Lesespass jedoch keinen Abbruch. Der «Aufstieg des Geldes» ist eine sehr unterhaltsame Lektüre für alle, die sich gerne mit historischen und politischen Themen auseinandersetzen.
(Christoph Sax, Chefökonom)
Efficiently Inefficient, Lasse Heje Pedersen
Der US-Wirtschaftswissenschaftler und Nobelpreiseträger Eugene Fama ist berühmt für seine Theorie der Kapitalmarkteffizienz. Sie besagt, dass Märkte effizient sind, wenn alle relevanten Informationen jederzeit in die Bewertung von Wertpapieren einfliessen. Fama zufolge lohnt es sich nicht, aktiv gegen den Markt zu wetten. Robert Shiller, ebenfalls ein US-Wirtschaftsnobelpreiseträger, widerspricht dieser These. Er meint, dass irrationales Anlegerverhalten zu Übertreibungen und Preisblasen führe. Daher seien Finanzmärkte ineffizient. Nach Lasse Heje Pedersen, einem dänischen Wirtschaftsprofessor und Hedge-Fund-Manager, liegt die Wahrheit dazwischen: Finanzmärkte sind auf effiziente Weise ineffizient – so lautet seine Erkenntnis. Professionelle Anleger wie Hedge Funds werden in erster Linie für die Bereitstellung von Liquidität entschädigt. Diese sorgt dafür, dass Finanzmärkte nicht völlig ineffizient sind. Pedersen stellt die wichtigsten Strategien von Hedge Funds vor und führt Interviews mit einigen der erfolgreichsten Fondsmanagern. Sein Buch richtet sich an erfahrene Finanzmarktinteressierte.
(Sacha Marienberg, Leiter Investment Center)
Schnelles Denken, Langsames Denken, Daniel Kahneman
Warum ärgert uns ein Verlust stärker, als uns ein Gewinn in gleicher Höhe freut? Weshalb können wir die finanziellen Folgen verschiedener Risiken nicht richtig einschätzen? Der Verhaltensforscher Daniel Kahneman erklärt in «Schnelles Denken, langsames Denken», was in unserem Gehirn jeweils passiert. Er unterscheidet zwischen zwei Denksystemen, die sich konkurrieren: zwischen dem schnellen und emotionalen System 1 und dem langsamen, aber viel gründlicheren System 2. Der Wirtschaftsnobelpreisträger illustriert anhand von unterhaltsamen Beispielen tägliche Unzulänglichkeiten unseres Denkapparates. Sein Buch ist das Ergebnis aus fünf Jahrzenten exzellenter wissenschaftlicher Forschung, präsentiert in einer zurückhaltenden, aber brillanten Art.
(Benjamin Gränicher, Fondsmanager und Spezialist für nachhaltige Anlagen)
The Dao of Capital, Mark Spitznagel
Mark Spitznagel ist bekannt für seine scharfen und oft polarisierenden Kommentare. In «The Dao of Capital» verfolgt der amerikanische Hedge-Fund-Manager einen von der «Austrian School of Economics» geprägten Ansatz, der von einem tiefen Misstrauen gegenüber der heutigen Geldpolitik zeugt. Um seinen Denkansatz zu untermauern, nimmt Spitznagel die Leser auf eine spannende Reise mit, die von der Biologie über die chinesische Weisheitslehre des Taoismus bis zu den grossen Wirtschaftsdenkern der österreichischen Schule wie Ludwig von Mises führt. Ob man seinen Schlussfolgerungen beipflichtet, ist letztlich nebensächlich. Denn Denkanstösse unterschiedlichster Art sind garantiert. In diesem Buch lehnt sich ein Autor aus dem Elfenbeinturm – und wird allein deshalb für den Leser greifbarer. Wer sich für grössere Zusammenhänge interessiert, wird hier fündig.
(Patrick Hasler, Fondsmanager Aktien Schweiz)
The Intelligent Investor, Benjamin Graham
Er ist definitiv nicht so berühmt wie Warren Buffett. Doch der legendäre US-Grossinvestor und Multimilliardär beschrieb Benjamin Grahams Anlegerbibel «The Intelligent Investor» als «das beste Buch, das je übers Investieren geschrieben wurde.» Bereits 1949 erschienen, besticht dieses Werk über den Value-Investing-Ansatz mit seinen fundamentalen Anlagekonzepten und -weisheiten, die heute noch so aktuell sind wie zur Zeit der Veröffentlichung. Einzelne Beispiele sind verständlicherweise veraltet. Aber das an Privatanleger gerichtete Buch bietet grundlegende Einblicke, wie sich trotz Berg- und Talfahrten an der Börse langfristig ein solides Portfolio aufbauen lässt – ohne übermässig grosse Risiken einzugehen. Graham war übrigens College-Professor und Mentor des «Orakels von Omaha» und hat die Investorenlegende massgeblich geprägt. Seine Anlagephilosophie findet sich auch in den jährlich erscheinenden und stets lesenswerten Aktionärsbriefen des Chairman und CEO von Berkshire Hathaway.
(Thomas Pentsy; Markt- und Produktanalyst)