Gold gilt gemeinhin als Inflationsschutz Nummer eins. Diesem Anspruch ist das Edelmetall im laufenden Jahr nur bedingt gerecht geworden. Schuld sind die Realzinsen und der starke Dollar.
Seit jeher wird Gold von Anleger*innen als sicherer Hafen in turbulenten Zeiten geschätzt und gesucht. Insbesondere steht es im Ruf, einen gewissen Schutz vor Inflation zu bieten. Damit scheint das Edelmetall wie gemacht, im turbulenten, von zahlreichen Unsicherheiten wie dem Krieg in der Ukraine oder den anhaltenden Lieferengpässen sowie nicht zuletzt der ausufernden Inflation geprägten Anlagejahr 2022 zu Höchstform aufzulaufen.
Der Blick auf die Performance spricht allerdings eine andere Sprache: Mit einem Minus von rund 7 Prozent im laufenden Jahr konnte Gold den hohen Erwartungen nicht gerecht werden. Mit Blick auf die Performance der globalen Aktienmärkte relativiert sich dieses Bild zwar etwas, – der Weltindex MSCI World hat auf Jahresbasis rund 19 Prozent eingebüsst – hinter den Erwartungen ist das Edelmetall dennoch zurückgeblieben. In den ersten Monaten des Jahres war das noch anders. Bis in den März stieg der Goldpreis von rund 1800 bis auf 2070 Dollar und liess damit viele andere Anlageklassen bezüglich Performance weit hinter sich. Dann aber folgte der Absturz auf zwischenzeitlich unter 1700 Dollar.
Was ist passiert? Ausschlaggebend für den deutlichen Einbruch des Goldpreises ab dem zweiten Quartal sind einerseits die gestiegenen US-Realzinsen. Während sie zu Beginn des Jahres mit -1 Prozent noch im negativen Bereich lagen, sind sie insbesondere ab März deutlich auf zwischenzeitlich 0.7 Prozent gestiegen. Diese Entwicklung setzt Gold stark unter Druck, weil es keine laufenden Erträge erzielt. Im Vergleich zu zinstragenden Instrumenten wie beispielsweise Obligationen sinkt damit die relative Attraktivität des Edelmetalls, was die Nachfrage reduziert und auf den Kurs drückt.
Zum zweiten tendiert Gold dazu, sich entgegengesetzt zum Dollar zu bewegen. Ein starker Dollar setzt dem Goldpreis zu und umgekehrt. Der Grund für diese sogenannte negative Korrelation findet sich in der Tatsache, dass Gold auf den internationalen Rohstoffmärkten in Dollar gehandelt wird. Verteuert sich der Greenback, so verteuert sich tendenziell auch der Goldkauf für Anleger ausserhalb des Dollarraums – auch das drückt auf die Nachfrage nach dem Edelmetall. Der Dollar hat im laufenden Jahr von der sich ausweitenden Zinsdifferenz zu anderen wichtigen Währungen profitiert und sich auf Jahresbasis um rund 14 Prozent verteuert – mit entsprechend negativen Konsequenzen für den Goldpreis.
Ausblick vorerst verhalten
Goldanleger*innen werden sich wohl noch ein wenig gedulden müssen, bis die Voraussetzungen für eine nachhaltige Erholung gegeben sind. An der jährlichen Zentralbankkonferenz in Jackson Hole vor rund einer Woche haben die Notenbanker ein relativ düsteres Bild der Inflationsbekämpfung gemalt und zum wiederholten Mal bekräftigt, dass die Zinsen noch für längere Zeit hoch bleiben werden. Sie dürften bei der Straffung der Geldpolitik den Fuss erst vom Gas nehmen, wenn deutliche Zeichen einer abnehmenden Inflationsdynamik erkennbar sind. Bis dahin wird der Gegenwind für den Goldpreis sich bestenfalls etwas abschwächen. Dennoch ist von Gold im aktuell unsicheren Umfeld nicht abzuraten: Im Fall eines deutlichen Wirtschaftseinbruchs und entsprechend sinkenden Zinsen dürfte das Edelmetall als sicherer Hafen kurzzeitig trotz durchwachsener Jahresperformance durchaus gesucht werden.

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