Der einheimische Aktienmarkt kommt dieses Jahr nicht auf Touren. Im internationalen Vergleich schneidet unsere Börse eher schlecht ab. Lesen Sie hier, welche Gründe dafür verantwortlich sind. Und warum Schweizer Aktien nach wie vor attraktiv bleiben.
2016 wird allgemein als schwieriges Börsenjahr in die Annalen eingehen. Doch für Schweizer Anleger war die Geduldsprobe besonders gross. Während US-Aktien und auch der Weltaktienindex MSCI World zugelegt haben, notiert die Schweizer Börse seit Anfang Jahr konstant im Minus.
Für das schwache Abschneiden gibt es primär zwei Gründe: Die beiden Pharmagiganten Novartis und Roche, welche ein Drittel der gesamten Marktkapitalisierung ausmachen, haben deutlich an Wert verloren. Denn die Anleger hatten die Befürchtung, dass mit einer Präsidentschaft von Hillary Clinton die Medikamentenpreise in den USA unter Druck geraten. Nach dem Wahlsieg von Donald Trump wurde dieser Rückgang etwas korrigiert, trotzdem liegen die Kurse von Novartis und Roche noch immer rund 15 Prozent tiefer als zu Jahresbeginn. Damit weisen die beiden Aktien nun aber eine umso attraktivere Bewertung auf: Ihre Dividendenrendite erreicht aktuell rund 4 Prozent.
Auf die Nachteile der starken Dominanz von Nestlé, Novartis und Roche haben wir hier auf diesem Blog erst kürzlich hingewiesen (vgl. «Noch nie war das Klumpenrisiko an der Schweizer Börse so gross»). Hingegen liegt das Segment der mittelgrossen Aktien (gemessen am so genannten SMIM-Index) auch im schwierigen Börsenjahr 2016 im Plus.
Der zweite Faktor, der von vielen Anlegern jeweils unterschätzt wird, ist der starke Franken.
Allein über die letzten 15 Jahre ist der Franken gegenüber dem Dollar um 40 Prozent gestiegen. Diese Aufwertung muss aber zwingend berücksichtigt werden, wenn man die Performance verschiedener Börsenplätze vergleicht.
Konkret hat der Schweizer Aktienmarkt seit 2001 um 85 Prozent zugelegt, was einer jährlichen Rendite von 4,2 Prozent entspricht. Auf den ersten Blick schneidet er damit deutlich schlechter ab als beispielsweise der MSCI World, der über die letzten 15 Jahre um 150 Prozent gestiegen ist (respektive 6,3 Prozent annualisiert).
Und trotzdem hat der Anleger mit Schweizer Aktien mehr Geld verdient als mit einem internationalen Portfolio (der MSCI World umfasst 1645 Aktien aus 23 Ländern). Damit der Vergleich nämlich fair wird, muss er in der gleichen Währung erfolgen. Wie die Grafik zeigt, hat die Schweizer Börse in Dollar gerechnet aber nicht um 85 Prozent, sondern um 209 Prozent zugelegt, was seit 2001 einer stattlichen Jahresrendite von 7,8 Prozent entspricht. Amerikanische wie auch europäische Aktien haben somit klar schlechter rentiert.
Die Währung macht den Unterschied

Während der starke Franken die weltweiten Käufer von Schweizer Aktien erfreut, stellt er umgekehrt die einheimischen Exportfirmen vor eine grosse Herausforderung. Besonders in den letzten beiden Jahren sind die Margen unter Druck gekommen, was sich in den gedrückten Börsenkursen reflektiert. Tendierte 2015 vor allem der Euro zur Schwäche, so haben sich in diesem Jahr der Dollar und insbesondere das britische Pfund abgewertet. Beim Pfund war die Brexit-Abstimmung der Auslöser, während beim Dollar die herausgezögerte Erhöhung der Leitzinsen zu einer Abschwächung führte.
Das Währungsrisiko hat ebenso manchem Schweizer Anleger, der in ausländische Aktien investierte, einen Strich durch die Rechnung gemacht.
Inländische Aktien haben also nicht nur den Vorteil, dass die Kursberechnung in Franken erfolgt. Auch die aktuellen Bewertungskennzahlen sprechen für die einheimische Börse: Das durchschnittliche Kurs-Gewinn-Verhältnis liegt mit 16 ungefähr gleich hoch wie beim MSCI World. Bei der Dividendenrendite steht der Schweizer Markt sogar besser da: Aktuell beträgt der Wert 3,5 Prozent gegenüber 2,6 Prozent beim Weltaktienindex.
Angesichts der weiterhin enorm tiefen Zinsen bei den Obligationen ist eine solche Dividendenrendite durchaus attraktiv.